„Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“
Wenn man gut geschriebene Artikel und Bücher liest oder Vorträge hört, dann bildet sich bei einem dieses Gefühl man habe es mit Experten auf bestimmten Gebieten zu tun. Diese Leute haben es geschafft! Sie kämpfen nicht täglich mit dem inneren Schweinehund, haben ihr Leben unter Kontrolle, beherrschen ihre Beziehungen etc. Schließlich berichten sie darüber und machen wahrscheinlich sogar Geld mit ihrer Expertise…
Die Realität sieht aber oft ganz anders aus. Die meisten „Experten“ sind genau solche Menschen wie du und ich, selbst wenn sie zig Bücher geschrieben oder Filme gedreht haben. Schauen wir uns z. B. einen der erfolgreichsten Buchautoren unserer Zeit an: George R. R. Martin, den Autor von „Ein Lied von Eis und Feuer“, welches zu „Game of Thrones“ verfilmt wurde. Er ist bekannt dafür eeeeewig lange für seine Bücher zu brauchen, sich ständig mit anderen Projekten abzulenken oder die Zeit anderweitig zu verbringen, nur nicht mit Schreiben.
In einem Interview mit Stephen King fragte Martin diesen wie er es „verdammt nochmal schafft so viele Bücher so schnell zu schreiben“. Daraufhin antwortete King, dass er jeden Tag sechs Seiten schreibt, ganz egal was dazwischen kommen mag.
Ja, George, so ist es wenn man Disziplin besitzt!
Ich will echt nicht einem Bestseller-Autor erzählen, wie man schreiben sollte, definitiv nicht, wenn mein letzter veröffentlichter (längerer) Beitrag zwei Jahre zurück liegt… OK, dann hätte ich fast Georges Tempo, nur nicht den gleichen Erfolg… ABER auch Steven Pressfield erzählt in seinem genialen Buch „The War of Art“: „Auch ich schreibe nur dann, wenn die Muse mich besucht. Interessanterweise besucht sie mich jeden Morgen um 9 Uhr an meinem Schreibtisch.“
Weil er sich jeden Tag hinsetzt und schreibt! Damit macht Pressfield aufmerksam auf den Unterschied zwischen einem Profi und einem Amateur.
Es ist nicht schwer zu erkennen wie dies sich auf das Bloggen oder andere Aktivitäten wie z. B. Karate und Sport allgemein übertragen lässt.
Die letzten Jahre waren sehr anstrengend für mich persönlich: Lockdowns und nachfolgende idiotische 3G/2G(+)-Regeln haben es mir zu schaffen gemacht, sicherlich wie vielen von euch auch. Dazu kam mein ewiges Problem des Partnermangels in der jeweiligen Stadt, in der ich lebe, denn kaum jemand hier will das machen, was auch ich lernen möchte. Und ohne Partner ist das Training sinnlos, oder?
Nicht ganz. Auch wenn man gerade keine Lust hat, auch wenn niemand da ist, mit dem man trainieren könnte, selbst wenn man eine lange Pause hinter sich hat, so wäre es trotzdem gut jeden Tag 10 Liegestütze zu machen, oder 3x eine Kata zu wiederholen… auch wenn man nur 5x Liegestütze und nur ein Mal eine Kata macht oder wenn man einen Tag aussetzt, so darf man nicht denken, man hätte versagt. Immer versuchen etwas zu machen, jeden Tag ein bisschen, wie Stephen King.
Ich mache jeden Tag Liegestütze und steigere mich: Zuerst waren es 10x, nun sind es 15x am Tag, aber ich erinnere mich noch daran, als ich 70x gemacht habe und auch heute ist das nicht unrealistisch für mich, nur sollte man sich nach und nach hoch arbeiten und nicht auf einmal übertreiben, denn das führt zum Burnout.
Ich neige leider zum Übertreiben. Wenn ich mich inspiriert fühle und anfange mehr zu schreiben, dann schreibe ich sehr viel auf Einmal und dann wieder gar nichts. Wenn ich wieder anfange Sport zu treiben, dann mache ich das fast jeden Tag, bis mein Körper übermüdet ist und eine Erkältung mich heimsucht, wonach es wieder schwer ist sich aufzuraffen. Darum mache ich es jetzt in kleinen Häppchen.
Das gleiche Problem hat der Buchautor, Historiker, Podcaster und Kampfkünstler Daniele Bolelli. In einer Podcast-Episode aus dem letzten Jahr (2022) sprach er genau über dieses Problem und im Prinzip übersetze ich seine Worte hier auf meine Art und Weise ins Deutsche: Sein Schweinehund griff ihn an nachdem er mit seiner fiktionalen Novelle über den Gangster-Künstler Caravaggio angefangen hatte. Nach den ersten Erfolgen kam erstmal gar nichts mehr bei ihm und er ließ es über Monate schleifen. Dann kam wieder ein wenig, dann wieder nichts, bis er angefangen hat jeden Tag 500 Wörter zu schreiben, selbst wenn es Unsinn ist und wieder gelöscht wurde. Nach nur wenigen Monaten hat er mehr geschafft als in den zwei Jahren davor, denn es kamen auch Tage, in den er 1000 Worte schrieb, ohne sich gezwungen zu fühlen. Nun ist er fast fertig mit dem ersten Buch und schreibt auch schon am zweiten Teil. Wer weiß, vielleicht werde auch so auch irgendwann fertig mit meinem Buch…
So ist es auch mit Meditation: Man muss kein Großmeister sein oder werden, aber jeden Tag ein bisschen tun ist um Meilen besser als nichts zu tun.
Also: Jeden Tag etwas machen, klein anfangen, simple Übungen, selbst wenn es „nur“ Liegestütze sind. Nur nicht aufhören!
Wenn normale Liegestütze für dich zu langweilig sind, dann kannst du dir gerne dieses Video anschauen, das ich vor einigen Jahren aufgenommen hatte und in dem ich einige abwechslungsreiche Varianten mit Einsatz der Hüften und Schulterblätter zeige:
Und jetzt gehe ich und mache meine 15 Liegestütze für den heutigen Tag. 😉
In meinem (gelegentlich verschickten) Newsletter werde ich, neben weiteren Infos, Links und Updates zu dieser Webseite auch über meine Liegestütz-Fortschritte berichten.