Steh wieder auf! BJJ, Bodenkampf und Selbstverteidigung

Von BJJ-Leuten (Brazilian Jiu-Jitsu [sic!]) hört man manchmal, dass jeder Kampf irgendwann auf dem Boden endet und dafür trainieren sie. Dieser Gedanke beinhaltet aber einen grundsätzlichen Fehler, den ich hier erläutern möchte.

Ist BJJ für die Selbstverteidigung geeignet?

Erstmal vorab, um Missverständnisse zu vermeiden: Ich habe ganz große Achtung vor BJJ. Ich hatte ein Mal an einem Training teilgenommen (da war ich im Karate bereits etwas fortgeschrittener) und wurde von einem 16-Jährigen fertiggemacht. Er war mir technisch derart überlegen, dass ich mit all der Kraft und Geschicklichkeit keine Chance gegen ihn hatte! Der Grund, warum es bei einem Mal blieb ist der, dass ich mich auf andere Schwerpunkte fokussiert hatte, mir aber vorgenommen habe es wieder zu versuchen, dann aber seriöser und mit einer Vorahnung für das, was auf mich zukommt.

Wenn jemand BJJ machen möchte, dann gibt es viele Gründe, die dafür sprechen, aber das Argument, dass jeder Kampf auf dem Boden endet, ist einfach unnötig und ungültig. BJJ ist eine Sportart, die großartige Sportler und Experten im Bodenkampf hervorbringt, von den man als Karateka, der keinen Bodenkampf in seinem Programm hat, vieles lernen kann und sollte. Aber BJJ ist dennoch eine Sportart, die für den Wettkampf optimiert ist. Es sind harte Wettkämpfe, keine Frage, aber sie sind immer noch den üblichen Wettkampfregeln unterworfen, genauso wie MMA auch. Hier sind einige davon:

  • Relativ sichere Umgebung, keine direkte Lebensgefahr.
  • Es kämpfen (zumindest bei diesem Typ der Wettkämpfe) immer nur zwei Personen gegeneinander.
  • Der Boden ist sauber und frei von Hindernissen.
  • Es werden keine Fremdobjekte und Waffen benutzt.

Das kann sehr viel Spaß machen und unglaublich fordernd sein. Ja, auch ich schaue mir den ein oder anderen UFC-Kampf an. Aber das ist immer noch relativ sicher und hat wenig mit Selbstverteidigung „auf der Straße“ zu tun. Wenn man auf der Straße auf dem Boden landet, hat man, selbst wenn man sich nicht gleich den Kopf stößt, ohnehin schon große Scheiße gebaut und sollte sofort wieder aufstehen, denn der Aggressor könnte eine versteckte Waffe ziehen, oder seine Freunde kommen zur Hilfe und treten einen zu Tode.

Es gibt irgendwo im Internet (finde ich gerade nicht) diese Sicherheitskamera-Aufnahme aus einer Garage, in der man sieht wie ein Mann waffenlos angegriffen wird, den Aggressor aber geschickt und technisch sauber zu Boden bringt, dabei selber mit ihm zu Boden geht und einen Armhebel ansetzt. Währenddessen holt der Aggressor mit seiner freien Hand ein verstecktes Messer heraus und sticht sein Opfer ab. Das Video ist hart und ich mag es nicht mir so etwas anzusehen, aber es wirft ein klares Licht darauf, was wirklich geht und was dumm ist. Das Opfer war ganz klar im Bodenkampf trainiert, aber nicht auf die Realität vorbereitet.

Joe Rogan: Standup-Comedian, UFC-Kommentator, Podcaster, BJJ-ler uvm.

Brazilian Jiu-Jitsu ist ein toller Sport, den einer meiner wichtigsten Vorbilder (Joe Rogan) über alles lobt, aber es ist keine Selbstverteidigungsart.

Natürlich lernt man dabei sich auf dem Boden zu bewegen, sich zu befreien, mit dem Gegner bei geringster Distanz klar zu kommen und vieles mehr. Gleichzeitig eignet man sich spezifische Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer an. Es sollte trainiert werden.

Dabei darf man aber nicht aus den Augen verlieren und muss ganz klar unterscheiden was man für den Sport und Spaß macht und was man für den Realfall braucht.

Ich finde BJJ auch so toll, ohne dass man es mit so unsinnigen Argumenten rechtfertigen müsste wie „jeder Kampf endet irgendwann auf dem Boden“.

So steht es eigentlich mit jeder stilisierten Kampfart, sei es Karate, Judo, Ju-Jutsu, oder Krav-Maga: Sie sind alle irgendwo eingeschränkt und nicht immer für die Selbstverteidigung geeignet (auch wenn oft gerade damit geworben wird). Deshalb muss man jetzt aber nicht ausschließlich nur SV-Kurse besuchen, stattdessen kann man das für sich beste und wichtigste aus allen Kampfarten herausnehmen und sein eigenes Ding basteln, ganz individuell.

Aber könnte an dem Spruch „jeder Kampf endet auf dem Boden“ etwas wahres dran sein?

Durchaus, denn mit Glück und genug Training deinerseits, liegt am Ende der Aggressor ohnmächtig auf dem Boden, während du auf auf ihm sitzend die Polizei rufst oder fliehst.

Achtung: Dies war ein Spezialartikel zum 1. April. Ab dieser Stelle wird es nicht seriös. 😉

Was macht man aber, wenn man nun doch auf dem Boden landet?

Aufstehen! Das bezieht sich natürlich darauf, dass du auf der Straße sofort wieder aufstehen solltest, wenn du auf dem Boden landest. Das kann und sollte man entsprechend üben, um für eine solche Situation vorbereitet zu sein, selbst wenn man mit allen Mitteln versucht sie zu vermeiden. In diesem Artikel möchte ich dir eine Übung präsentieren, die du in dein realitätsbewusstes Training aufnehmen kannst: Den Kip Up.

Beim Kip Up rollt man sich aus der Rücklage nach hinten, bis der Körperschwerpunkt (KSP) sich sich über der Stelle befindet, wo die Schultern Kontakt zum Boden haben. Dabei stützt man sich mit den Händen hinter dem Kopf leicht auf dem Boden ab. In einer schaukelnden und explosiven Bewegung verlagert man den KSP gleichzeitig nach vorne und nach oben, wobei man mit den Füßen in die selbe Richtung tritt und sich (optional) mit den Händen abstößt. Ziel ist es den KSP hoch genug zu bekommen, um die Füße schnellstmöglich darunter zu positionieren und sicheren Kontakt mit dem Boden aufzunehmen. Wenn man das richtig macht, kommt der Oberkörper von alleine nach.

Abgesehen davon, dass diese Technik schick aussieht, ist sie tatsächlich sehr effektiv, denn man könnte sie auch offensiv anwenden, indem man den Aggressor während der Bewegung mit den Füßen tritt.

Mit genug Übung, wird man die Hände nicht mehr zum Abstoßen brauchen und kann sie so, sofort nach dem Aufstehen, für einen schnell folgenden Angriff nutzen.

Man könnte aber auch, wenn das Timing stimmt, einem fegenden Stockangriff ausweichen.



Und wer bis zum letzten Satz immer noch daran gezweifelt hat, ob ich es wirklich ernst meine: April, April! 😛
Ab der letzten Überschrift ist natürlich alles Käse. Ich würde niemals so eine hübsche aber unnötige Technik für die Selbstverteidigung empfehlen. 😉

Der Anfang hingegen ist durchaus seriös gemeint. Steh auf, wenn du auf dem Boden landest. Egal wie, Hauptsache schnell und sicher. Bleib gesund. 🙂

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4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo lieber Philipp

    wie immer ein sehr guter Aufsatz.

    Du bringst es auf den Punkt. BJJ – besteht aus Bodenkampf.
    Karate, Taekwondo , Kickboxen da ist die Stabilität für die Technik wichtig um nach der Formel:
    F= m x a die Kraft F auf einen Gegner zu übertragen.

    .. alle diese Kampfsport-Arten können für die SV eingesetzt werden.
    Nur sind die Regeln für die SV anders, es gibt keine.

    Leider vergessen einige “ Meister “ es ist doch sehr wichtig, wer den Gegner ist.
    Im Netz gibt es ein Filmchen, da legt sich ein BJJ – Meister – mit diesem Gegner in einem Show- Kampf an.

    Hafpor – Julius Björnsson
    – bekannt aus Game of Thrones –
    und in der Welt der “ Eisenmänner „.

    Daher sollte ein Lauftraining im Trainingsplan nicht fehlen.
    Foto von diesem Muskelberg kann ich leider nicht einfügen.

    Gruß

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