Halloween steht vor der Tür und viele bereiten sich schon vor, indem sie Schminke kaufen und sich verkleiden, um unter den echten Monstern nicht aufzufallen und somit verschont zu bleiben.
Das ist eine raffinierte Methode, auch wenn aus der Sicht der Selbstverteidigung ein einfaches zu Hause bleiben klüger wäre. Wenn man aber nun raus geht, ist die Verkleidung wohl nicht so verkehrt. Alles schön und gut und würde wohl auch an einem Tag im Jahr funktionieren. Was macht man aber, wenn eine echte Zombie-Apokalypse ausbricht? Laut meiner Forschungsergebnisse, für die ich zuverlässige Quellen wie 28 Days Later und Shaun of the Dead (die neueren Informationsquellen schaue ich mir nicht an) nutzte, würde so eine Apokalypse länger als einen Tag dauern, etwa bis alle Untoten verschwinden. Oder alle lebenden…
Was macht man also, wenn man gerade keine Schrotflinte, oder Machete besitzt? Man hat jahrelang eine Kampfkunst praktiziert und stellt nun fest, dass all die Schläge, Tritte, Brustkorb durchdringende Nukites, Hebel und Würfe ineffektiv sind und die Zombies keineswegs beeindrucken. Hinzu kommt, dass sie oft in Gruppen angreifen und man so immer im Nachteil ist. Iain Abernethy zählt in seinem Halloween-Podcast verschiedene Monster auf und Methoden, mit den man sich gegen sie am effektivsten verteidigen sollte. Bei Zombies erklärt er, dass man mit Tai-Chi am besten bedient wäre, da die langsamen Bewegungen die Untoten denken lassen könnten, man wäre einer von ihnen. Ich stimme dem nicht so ganz zu, denn was macht man, wenn man von hunderten von Zombies umgeben wird? Soll man sich aus der Menge langsam heraus „Tai-Chien“? Was ist, wenn Zombie-Paul-Allen, Zombie-Einstein oder ein anderes Zombie-Genie mit darunter ist? Selbst als Untote würden sie mit ihrem IQ noch einige unter uns lebende Menschen übersteigen und sich nicht so leicht verwirren lassen. Früher oder später würde die Nummer mit dem „ich bin einer von euch“ also auffliegen.
War das ganze Kampftraining nun umsonst?
Das würde ich nicht sagen, denn in den Kampfkünsten geht es sowieso nicht darum spezielle Techniken für spezielle Situationen zu erlernen. Es macht keinen Sinn sich 10000 Techniken zu merken. Man trainiert den Körper und die Psyche, um in unerwarteten Situationen ohne nachzudenken adäquat reagieren zu können. Die Techniken sind wie Wörter, die man dann gemäß der Situation in ganze Sätze formuliert und z.B. auf eine gegebene Frage antwortet. Während man diese Ausdrücke lernt, übt man Aussprache und vergrößert seinen Wortschatz durch Synonyme und Fachworte, vielleicht lernt man sogar in Reimen zu sprechen. Mit den Kampfkünsten ist es ähnlich: Wir lernen vieles gleichzeitig und über viele Jahre. Vorausgesetzt wir tun das wirklich, also bewusst und folgen nicht irgendwelchen falschen Propheten, die einem das Blaue vom Himmel versprechen, aber selber nicht wissen was sie tun. Ich möchte darauf hinaus, dass du dein Training bewusst strukturieren solltest, oder dir einen kompetenten Lehrer suchst, der dich dabei unterstützt. Tust du das, dann bist du auf der sicheren Seite.
Zurück zur Zombie-Apokalypse: Nun ist es so weit, du bist auf einer Halloween-Party bei deinem Karate-Kumpel und auf einmal kratzt es an der Tür. Was tun?
Wenn du deinen Schwerpunkt speziell auf die Selbstverteidigung gelegt hast, wirst du einen halbwegs klaren Kopf bewahren und versuchen schnellstmöglich den sichersten Ort zu suchen und so viele Leute wie möglich mitzunehmen. Wenn du in deinem Training ein guter Teamleiter warst, dann wirst du den Leuten die passenden Aufgaben geben und für Ruhe sorgen. War für dich die optimale Bewegung wichtig, dann wirst du auf der Flucht und beim Ausweichen (lasse dich nicht kratzen oder beißen!) Energie sparen und hast du eher Kraft trainiert, dann bist du der Strongman im Team und hilfst allen, indem du Hindernisse aus dem Weg räumst.
Jeder hat seine Stärken und Schwächen, die wenigsten sind universell begabt, aber mit dem richtigen Kampfkunsttraining kommst du dieser Universalität nahe. Grundsätzlich werden aber alle Teammitglieder eine gewisse Selbständigkeit und Verantwortung über alle anderen besitzen. Und nochmal: Vorausgesetzt du trainierst richtig. Wenn du ausschließlich nur zum Spaß trainierst und deine Trainingsinhalte oberflächlich sind, dann wirst du im besten Falle laut schreien und weglaufen können, aber dann wärst du für das Team weniger nützlich und eher belastend. Deshalb rufe ich dich dazu auf dein Training bewusst und seriös (aber bitte nicht zu seriös) anzugehen, sodass du im Falle einer Zombie-Apokalypse von all den wertvollen Fähigkeiten und Fertigkeiten profitieren könntest, die man sich neben dem rein technischen Training aneignet und verbessert. Trainiere so, dass du gesund bleibst und mache deinen Körper dabei nicht kaputt. Sei clever! Wenn du bereits kaputte Kniegelenke hast, dann bist du leichtes Fressen.
Spaß beiseite, natürlich geht es hier nicht wirklich um eine Zombie-Apokalypse, sondern um die Frage, die sich viele Kampfkünstler in unserer sicheren Zeit stellen:
„Warum soll ich das ganze machen, wenn ich es möglicherweise nie einsetzen müsste?“
Darauf antworte ich, dass du es bereits einsetzt, jeden Tag in deinem Leben. Nur sind es nicht die Kampftechniken, sondern die weniger offensichtlichen Feinheiten, die deine Bewältigung jeder Situation im Leben optimieren. Zum Beispiel lernte ich in den letzten Jahren wann es klug ist selbständig zu lernen und zu handeln und wann man andere um Hilfe fragen sollte. Anstatt mich komplett auf andere zu verlassen und von ihnen abhängig zu sein, oder umgekehrt nur alleine in die Luft zu schlagen und zu glauben, dass ich schon alles kann, bekomme ich Feedback und freue mich über gute Trainingsinhalte von guten Lehren und Partnern. Das überträgt sich natürlich auf das restliche Leben und das ist Grund genug für mich eine Kampfkunst auszuüben.
Was hast du in deiner Kampfkunst gelernt, das dein restliches Leben enorm verbessert hat? Schreibe in die Kommentare, oder schicke mir eine E-Mail mit deiner Geschichte!