8 Wege, um dein Karate zu zerstören (Teil 1)

Wenn du mit Karate begonnen hast, oder sogar schon länger dabei bist, musst du dich von bestimmten Verhaltensmustern in Acht nehmen, sonst geht die Begeisterung irgendwann flöten. In diesem Artikel nenne ich dir acht Wege, die garantieren, dass du entweder enttäuscht mit Karate aufhören, oder nie ein bestimmtes (niedriges) Level übersteigen wirst.

 

1. Sage so oft wie möglich „Oss!“

Dieses Wort kommt aus einer Kultur, in der über Jahrhunderte vielerorts das Denken kultiviert wurde, dass man dem Vorgesetzten keinesfalls widersprechen sollte. Das setzt jedoch voraus, dass der Vorgesetzte verantwortungsbewusst handelt und seine Untergeordneten nicht im Stich lässt. Scheinbar funktioniert das dort in vielen Fällen, was wir u.a. an der Pünktlichkeit der japanischen Züge sehen können. In der westlichen Welt sieht das etwas anders aus. Denke doch nur daran, wie oft die Deutsche Bahn sich verspätet… Auch mit Verantwortung haben hier viele ein Problem und meistens funktioniert es nur, weil die Strafen und die Angst vor den Fehlern zu groß sind.

Das institutionalisierte Karate in Deutschland ist überwiegend bürokratisiert, was aber nicht bedeutet, dass es gut reguliert ist und die meisten Vereine sind auf sich selbst gestellt. Es gibt innerhalb dieser Institutionen keine Qualitätsregeln und keine Kontrolleure. Das Gute daran ist, dass jedem auch eine gewisse Freiheit gelassen wird bessere Inhalte zu unterrichten, als bei vielen anderen. Nicht selten trifft man aber auf inkompetente Lehrer, die nur meinen zu wissen wie man unterrichtet, dies aber nicht können. Ihre Egos und Unsicherheiten sind so groß, dass sie es hassen, wenn man ihnen widerspricht. Ein braver Ja-Sager macht sich dann beliebt, übernimmt damit aber auch all die Fehler des Lehrers und verlangt später das Selbe von seinen Schülern. Tu dir selbst einen Gefallen und lerne zu hinterfragen. Das muss man nicht unbedingt immer machen und auch nicht sofort (denn das stört oft den Unterricht). Gehe nach Hause und mache dich schlau. Dann kannst du es immer noch unter vier Augen mit dem Lehrer ausdiskutieren.

 

2. Trainiere jeden Tag

In inspirierenden Biografien hast du bestimmt schon viele Male gelesen, dass die Meister jeden Tag trainiert haben, um so gut zu werden. Mir ist aber eine Sache aufgefallen: Viele dieser Meister starben relativ früh. Das traf natürlich nicht auf jeden zu, denn manche haben einfach wunderbare Gene, doch für die meisten Menschen ist die tägliche Belastung des Körpers ein Stress mit dem dieser nicht immer effektiv umgehen kann. Die meisten Menschen, die wirklich lange leben, haben einen eher ruhigen Lebensstil. Damit möchte ich nicht sagen, dass man gar nicht trainieren und nur auf dem Sofa liegen soll. Ich sage aber, dass man seinem Körper auch genug Zeit zum Erholen geben sollte. Du kannst immer noch geistig trainieren und Bücher lesen, dir dein spezifisches Training visualisieren, meditieren, oder dich aktiv Erholen, z.B. durch Spaziergänge und leichtes Yoga-Training.

 

3. Lerne immer nur so viel, wie die Prüfungsordnung es von dir verlangt

Kurz zusammengefasst: Wenn du immer nur so viel (oder wenig) lernst, wie von dir für eine Prüfung verlangt wird, die Institutionen, die dieser Prüfungsordnungen festlegen, die Messlatte aber zu tief setzen, dann wirst du dich immer nur auf dieses niedrige Niveau beschränken und die große Vielfalt deiner Kampfkunst verpassen.

 

4. Schau bloß nicht „zu früh“ über den Tellerrand

Dieser Punkt ist mit dem Dritten verwandt. Schlaue Prüfungsordnungen und durchdachte Trainingsprogramme geben dir genau vor, was du zu trainieren hast, welche Techniken nicht zu deinem Stil gehören und woran du deinen Fortschritt messen sollst. Mit einem intelligenten Gesichtsausdruck erzählt dir dein Lehrer darüber wie Buddha die Kampfkunst zum Shaolin-Kloster brachte und die armen Bauern auf Okinawa sich gegen die Samurai wehren mussten. Was aber für einen Anfänger – ich würde sagen, so etwa bis zum 6. Kyu – gut/genug sein kann, könnte später nachteilig werden, da man sich damit nie wirklich aus der Komfortzone traut. Und was hier für Karateka gilt, überträgt sich auch auf das restliche Leben: Immer nur das machen und lernen, was andere von dir verlangen und dir erzählen führt dazu, dass du nie besser wirst als sie. Nicht umsonst heißt es, dass ein guter Schüler seinen Lehrer „töten“ muss. Du musst besser werden und das geht nur, wenn du selbständig mehr machst und erforschst, als dir vorgegeben wird.

 

Fortsetzung folgt im zweiten Teil.

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Ein Kommentar, sei der nächste!

  1. Hallo Phillipp

    dieser Artikel – ist nicht nur lesenswert – sondern wirklich eine Vorgabe, wie ich Karate oder eine andere Kampfsport-Art verstehen sollte.
    Jeder Trainer -das spreche ich ihm nicht ab – möchte mir seinen Kampfsport beibringen.
    Aber nicht jeder Trainer kann auch unterrichten.
    Das war auch in der Schule so.

    Danke für diesen Beitrag.

    Gerhard

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